Die letzten Wochen hatten es wirklich in sich. Ein Termin jagte den anderen, die Waffenhandhabung wurde intensiviert - und auch ich habe gelernt, wie man den Drilling mit oder ohne Pufferpatronen entspannt, wie man die Mauser 98 richtig ein- und wieder entsticht, die Sicherheitskontrollen durchführt und schrankfertig macht. Und ja, ich habe tatsächlich davon geträumt! Auch von den Kurzwaffen, die wir bedienen mussten, obwohl mich diese nicht interessieren, weil ich ihren Einsatz bei der Jagd bedenklich finde. Zwischendurch lernen, lernen, lernen - zwei Wochen krank - dann weiterlernen... Und dann war es soweit, die schriftliche Prüfung stand vor der Tür. Innerhalb einer Stunde hatten alle Prüflinge ihre Unterlagen abgegeben und kurz danach gab es die erlösende Meldung: Alle haben bestanden und sind zur Schießprüfung sowie zur mündlich-praktischen Prüfung am Folgewochenende zugelassen. Großer Jubel!
Letztes Schießtraining am Tag vor der Prüfung. Es lief bei den meisten gut. Meine Paradedisziplin Laufender Überläufer gab mir Sicherheit für den kommenden Tag, Trapp war auch okay, wenn ich mir auch ein höheres Ergebnis erhofft hatte. Der Rehbock ist kein Problem. Und dann war er da, der große Tag. Adrenalin lag in der Luft und ich war die Vierte, die zum Überläufer musste. Mann, war ich zittrig, die Nerven lagen blank - und tatsächlich hatte ich nur 2 Treffer bei 5 Patronen. Hilfe! Das geht ja gar nicht! Ich musste mir das Drama anschauen gehen und man empfahl mir, am Nachmittag die zweite Serie zu schießen. Nach kurzer Rücksprache mit meinen Mitprüflingen entschied ich jedoch, es direkt nochmal zu versuchen. Kugel 1, 2, 3 fliegen lassen und ich grinste die Prüfer an und wartete, dass das "Bestanden" kam und so war es auch. Plötzlich war ich wieder sicher und so ging es weiter zu den Tontauben. Drei Schützen vor mir... 4 von 10 Tauben müssen wir treffen. In der Tasche hatte ich 20 Patronen für die Bockflinte. Und dann kam ein wirklich wunderbares Erlebnis. Jede Taube ein Schuss - ich hatte mit 4 Patronen bestanden! Unfassbar! So gut hatte ich noch nie geschossen. Dann gab es eine längere Wartepause für mich - und dann durfte ich den Rehbock schießen, 47/50 Ringe - auch bestanden! Das Schönste an diesem Tag war jedoch, dass ALLE (!) Teilnehmer bestanden haben! Hier ein Foto nach der Prüfung. Hehe, allesamt mit gelösten Mienen!
Schon an diesem Tag war klar: Es wird uns nichts geschenkt, aber alle Prüfer waren wirklich nett, haben viel Ruhe und Zuversicht ausgestrahlt. Das gab uns Mut für den folgenden Tag. Auf ging es zur gefürchteten mündlich-praktischen Prüfung! Das Problem ist nicht das einzelne Sachgebiet, das Problem ist die riesige Menge an Lernstoff bei begrenztem Platz in unserem Hirn ;). Abrufbar sollte es auch noch sein. So viel habe ich für mein Abitur nicht gelernt wie für diese Prüfung!
Geprüft wurden wir von 9.00-17.15 Uhr. Ich gehörte zur Gruppe 3 und wir arbeiteten die Sachgebiete in dieser Reihenfolge ab:
Waffenkunde
Jagdbetrieb
Wildkrankheiten
Wildtierkunde
Naturschutz/ Land- und Waldbau
Recht
Die ersten drei Sachgebiete liefen bei mir sehr gut und ich hoffte, dass es so weitergehen würde. Ab dem Fach Wildtierkunde hatte ich jedoch ganz schön zu knabbern. Ob es an der nachlassenden Konzentration lag? Im Nachhinein weiß ich gar nicht, warum ich bei einigen Fragen auf dem Schlauch stand. Letztendlich ist es jedoch egal. Jeder in unserer Gruppe hat mit dem anderen mitgefiebert und gegen 18 Uhr wurden wir zusammengerufen. Bis dahin wusste niemand, wer bestanden hatte. Jeder, der bestanden hatte, wurde vom Prüfungsleiter zur Übergabe des Prüfungszeugnisses und des Jägerbriefes nach vorne gerufen und bei jedem Namen wurde die Last leichter - und dann war ich auch dabei. Jippieh! Kneif mich mal einer! Letztendlich hatte nur ein Mitschüler nicht bestanden und der schafft das eine Sachgebiet im nächsten Anlauf sicher mit links!
Es ist vollbracht!
Ich bin echt stolz und ich gratuliere allen, die das Grüne Abitur ebenso bestanden haben!
Herzlichen Dank der Jagdschule Oberhavel mit ihren engagierten Lehrern, meinem Mentor, der immer ein offenes Ohr hat, meinen solidarischen Mitschülern, den Prüfern und auch meinem Mann, der mir in den letzten Monaten den Rücken freigehalten hat, sowie auch meinem Arbeitgeber, der mir die Möglichkeit gab, während der Ausbildung nur 4 Tage in der Woche zu arbeiten!
Richtig spannend wird es aber nun erst, ich freue mich auf die kommende Zeit!
Waidmannsheil da draußen!
Nochmals herzlichen Glückwunsch liebe Jana, einen tollen Blog hast du hier :-) Liebe Grüße
AntwortenLöschenAlex